Bereits als Kind fiel ich durch eine „aufmüpfige“ Wissbegierde auf und nervte meine Umwelt zuweilen mit penetrantem Forscherdrang.
Selten war ich mit den erhaltenen Antworten zufrieden. Dabei standen damals, wie heute, zwei Fragen im Zentrum meiner Neugier:
Gesundheit und medizinische Prozesse rund um Heilung und Selbstheilung gerieten schnell in den Mittelpunkt meines Interesses. Auch die Musik zog mich in den Bann, und so wurde ich am Konservatorium für das Musikstudium angenommen. Schließlich aber studierte ich Medizin.
Im Rahmen meiner medizinischen Promotion arbeitete ich für drei Jahre an einem zellulären Modell zur experimentellen Gesundheitsforschung. Ich wollte wissen: Ist es möglich, dass menschliche Zellen unter dosiertem Stress eine Art genetische „Phantasie“ entwickelten und das eigene Genom – die Chromosomen – im Sinne einer Selbstorganisation aktiv veränderten? Und würden derart „gestresste“ Zellen die gewonnenen Informationen beziehungsweise chromosomalen Veränderungen an unbeteiligte, nicht betroffene Zellen im Sinne einer genetischen „Kooperation“ übermitteln? Ich war fasziniert von den Ergebnissen, auch von der Grundlagenforschung als solcher und von einem vertikalen, vernetzten Vorgehen: Vom Molekül zum Zellkern – zum Organismus – zur Biologie – zum „Ganzen“ – und zurück.
Es zog mich bald ins Ausland, in ein neurowissenschaftliches Labor in New York, wo ich für 15 Jahre affiliiertes Mitglied einer versierten Forschergruppe zur Molekularbiologie von Motivation und Belohnung wurde. Und nach Boston, an die Harvard Medical School, zunächst als Postdoktorand, später als Gastprofessor, wo ich voller Begeisterung in den „Maschinenraum“ von Allgemein- und Verhaltensmedizin beziehungsweise einer „Mind-Body-Medizin“ eintauchte.
Meine Habilitation trägt den Titel: „Selbstregulation als Teil von Medizin und Gesundheitsförderung“. Sie fand an der Essener Uniklinik in der Allgemeinmedizin statt – zwischenzeitlich war ich Facharzt geworden und verband nach wie vor die (neurobiologische) Grundlagenforschung mit der praktischen, angewandten Medizin.
Seit 2016 arbeite ich als Wissenschaftler wieder primär in Deutschland, an der Universität Witten/Herdecke.
Ein wichtiger Aspekt meiner wissenschaftlich-medizinischen Arbeit ist die aktive Beteiligung der Patient:innen und die Frage nach dem Potenzial, das entsteht, wenn Gesundheit auch als innerer Weg begriffen wird und hierfür der „Archaeus“ (innerer Lebensgeist) angesprochen wird. Im Rahmen eines solchen Selbstheilungsgeschehens können, in Ergänzung zur äußeren Medizin (dem „Medicus“), von Natur aus innewohnende Wachstumsimpulse mutmaßlich für die Heilung aktiviert werden.
Ich bin dafür unter anderem mit dem „OpenNotes“-Team an der Harvard Medical School assoziiert. Bei OpenNotes geht es um die Aktivierung der Patient:innen mithilfe von mehr Transparenz in der medizinischen Kommunikation und Dokumentation – durch eine barrierefreie Zurverfügungstellung aller über sie existierenden Informationen, inklusive der ärztlichen Karteikarteneinträge: "Demokratisierung" der Gesundheit. Hierfür können Patient:innen über sichere Online-Portale ihre eigene Karteikarte bequem von zu Hause aus (oder von wo auch immer) einsehen – im Original. Für dieses Projekt rund um eine Patient:innen-zentrierte Medizin wurde ich vom amerikanischen Commonwealth Fund zum Harkness Fellow ernannt sowie zum Chair und Fellow bei den Salzburg Global Seminars. Eine zentrale Erkenntnis dieser mittlerweile vielfach ausgezeichneten Arbeit: Transparenz lässt Patient:innen engagierter werden, erhöht ihre Selbstkompetenz und verbessert die Gesundheit.